Me’a Sche’arim in Jerusalem


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© Foto Joe Mathis * , Rottenschwil. Die Altstadt von Jerusalem.

Während den Aufenthalten 1964 in den Kibbuzen Matzuba  und Neve Yam (siehe Reiseberichte) besuchten Kumpel Pit und ich zweimal Jerusalem, das als Wiege der Religionen gilt, wird es doch von Juden, Christen und Muslimen als heilige und sehr geschichtsträchtige Stadt angesehen.

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WMC. Eig.Werk. Urh. Djampa.

Me’a Sche’arim und Israel! Da prallten damals zwei Welten aufeinander; einerseits das älteste Wohnviertel außerhalb der Altstadt von Jerusalem mit seinen religiösen Bewohnern, andererseits die offene und im Aufbau befindliche israelische Gesellschaft.

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Wir wussten, dass im Viertel vorwiegend jiddisch sprechende streng orthodoxe Juden wohnen, die sich an die traditionelle Auslegung der Thora, an die Gebote, Feiertage, Sabbat-Ruhe und an die Familienreinheit halten.

Mehrsprachige Schilder wiesen auf Kleidungsvorschriften für Frauen sowie auf allgemeine Verhaltensvorschriften hin, die Besucher einzuhalten hatten.

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WMC. Urh. Lisa Mathon.
http://wilrob.org

So war u.a. Feuer machen, Autofahren, Fotografieren und Rauchen am Sabbat ein Frevel, der mit Steinwürfen bestraft wurde. 

Kaum gingen wir an einem Sabbat durch das Tor ins  geschlossene Quartier, blieb das pulsierende Leben Jerusalems zurück, als hätten wir die Türe hinter uns zugeschlagen. Eine uns sehr fremde Welt umgab uns, eine stille Welt auch ohne Lärm und Verkehr.

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Es gab keine Möglichkeit, mit Bewohnern ins Gespräch zu kommen, weil wir aufgrund unserer Erscheinung sofort als Fremde wahrgenommen wurden.

Mir fielen altmodisch gekleidete Frauen und Kinder auf, die sich abwendeten, ihr Gesicht hinter Tuch oder Papier verbargen. Ich empfand in diesen Momenten die Atmosphäre nicht gerade freundlich, eher fast ein wenig feindlich.

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Da unser Respekt vor den in schwarze Kaftane gehüllten Männern mit Bart und Schläfenlocke auf der Straße groß war, hüteten wir uns und ließen wenigstens das Rauchen sein.

Weil wir damals jedoch jung, neugierig und locker drauf waren, verzichteten wir trotz Verbot nicht aufs  Fotografieren.

Prompt wurden aus Fenstern von Wohnungen über den Straßen wie von unsichtbarer Hand immer wieder kleinere Steine auf uns geworfen.

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WMC. Weltweit gemeinfrei. משתמש:כיכר השבת ויקיפדיה

Solltet ihr einmal diese außergewöhnliche Stadt Jerusalem mit ihren wunderbaren Sehenswürdigkeiten besuchen, dann lasst es euch nicht nehmen, in Me’a Sche’arim vorbei zu schauen.

Ernst

Versteht ihr Jiddische Wörter? betuach, dufte, Ganove, Kaff, Kies, maloche, Massel, meschugge, mies, Moos, Plejte Gejer, Reibach, schäkern, Schlimassel, Schmire, schummeln, Stuss, toff, zocken, Zoff.

Ich empfehle euch den Blog :
* DIES UND DAS-BEI JOE: Mit anderen teilen, was mir Freude macht. https://josefmathis.wordpress.com/

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39 Antworten zu Me’a Sche’arim in Jerusalem

  1. Arabella schreibt:

    Ein gesundes neues Jahr wünsche ich dir.

  2. Simona schreibt:

    buona giornata 🙂

  3. Anna-Lena schreibt:

    Es war schon immer ein Traum von mir, mal nach Jerusalem zu reisen, doch die politische Lage hält mich davon ab.
    Schön sind deine Bilder, aber bis heute wird sich auch dort viel verändert haben. Eine so bedeutende Stadt als Wiege dreier Weltreligionen und gleichzeitig so viel Hass und Feindschaft.

    Einen lieben Gruß zu dir,
    Anna-Lena

    • ernstblumenstein schreibt:

      Ja der politische Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern wird von beiden Seiten unmenschlich geführt. Beide Seiten sollten über ihren Schatten springen, diese Hassfeindschaft beenden und endlich eine Lösung für ein friedliches Nebeneinander anstreben.
      Ich habe aus versch. Gründen bewusst îm Bericht verzichtet, diesen Punkt auch noch einzubringen.
      Hab einen guten Start in die neue Woche.
      Einen lieben Gruss. Ernst

  4. giselzitrone schreibt:

    Einen schönen Samstag und ein gutes neue Jahr wünsche ich dir schöner Beitrag mit Fotos ja die Leute sind Fremden gegenüber sehr Misstrauisch Ich war leider war ich noch nie in Jerusalem muss sehr schön sein Abbgesehen von den Menschen, da sind wir doch hier Freundlicher.Wünsche noch ein gutes Wochenende liebe Grüße Gislinde

    • ernstblumenstein schreibt:

      Vielen Dank Gislinde für deine Zeilen. Ja der Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern ist sehr kompliziert, vielschichtig und hat einen langen historischen Hintergrund. Was aber nicht heisst, dass die einfachen Menschen beider Völker liebenswürdig und und nett sind. Liebe Grüsse. Ernst

  5. ute42 schreibt:

    Als ich vor vielen Jahren als Tourist in Jerusalem war wusste ich von diesem Viertel nichts. Es muss auch so um diese Zeit gewesen sein. Damals war Jerusalm doch jordanisch. Gabs da wirklich ein jüdisches Viertel?

    • ernstblumenstein schreibt:

      Ein Teil von Jerusalem war damals jordanisch, da hast Du recht Ute. Sicher hast Du das jordanische Checkpointtor in Jerusalem gesehen. Es bestand aus einem Stahlgerüst auf Betonklötzen. Zu jener Zeit konnte man auch nicht mit einem israelischen Visumsvermerk nach Jordanien oder in ein anderes arabisches Land einreisen.
      Es gab vom Krieg her zerschossene Gebäude an Strassenzügen, die waren auf der einen Seite jordanisches und auf der anderen israelisches Gebiet. Aber ein grosser Teil der Stadt war auch schon israelisches (Universität) Gebiet etc.
      Ich hoffe, dass ich über Jerusalem noch berichten kann.
      Liebe Grüsse Ernst

  6. Träumerle Kerstin schreibt:

    Das ist sehr interessant für mich Ernst. Und erstaunlich finde ich, dass ihr echt mit Steinchen beworfen worden seid. Da müssen die Leute also gelauert haben, jeden Fremden beobachtet haben. Na bloß gut, dass es nur kleine Steinchen waren.
    Liebe Grüße von Kerstin.

    • ernstblumenstein schreibt:

      Ja Kerstin, wahrscheinlich habe ich mit „feindliche“ Stimmung etwas übertrieben, aber ich wollte euch einfach dieses spezielle Viertel etwas näher bringen. Die vielen Würfe von kleinen Kieseln trugen sich damals jedoch so zu.
      Auch Dir einen guten Start in die neue Woche. Liebe Grüsse zu Dir. Ernst

  7. ladyfromhamburg schreibt:

    In einem solch streng orthodoxen Viertel hätte ich mich auch zur Vorsicht und zu einem generell äußerst respektvollem Verhalten, was die Regeln angeht, angehalten.
    Ich kann es mit dem Fotografieren dennoch absolut nachvollziehen. Man möchte gerade dann auch etwas von diesem Ungewöhnlichen und fremd auf einen Einwirkenden in Bildform erhaschen und konservieren. Gerade, weil es so völlig anders erscheint.
    Vielleicht geht es irgendwo auch darum zu erfahren, wie ein späteres Betrachten der Aufnahmen auf einen wirkt, ob es ähnliche Gefühle hervorruft.
    Ich stelle mir den (damaligen) Unterschied zwischen diesem alten, sehr religiösen Viertel und dem Rest der Stadt gewaltig vor!

    Liebe Grüße, Ernst! Ich wünsche einen schönen Sonntag!
    Michèle

    • ernstblumenstein schreibt:

      Vielen Dank Michèle für deine Empfindungen über Me’a Sche’arim. Es freut mich, dass dich dieser Bericht anregte über den Unterschied des orthodoxen Viertels zum restlichen Leben in Jerusalem nachzudenken. Danke, denn ich wollte eigentlich nur Dies hervorheben. Ein Bericht über die Stadt wartet irgendwo im Pendenzenberg.

      Dieser einmalige Besuch ermöglichte mir bleibende interessante Einblicke und Erlebnisse in eine sehr fremde, aber nicht feindliche Welt. Dafür bin ich dankbar!
      Einen lieben Gruss zu dir Michèle. Der Alltag im neuen Jahr hat uns wieder 😉 Ernst

  8. restlessjo schreibt:

    I think this must be a very fascinating city, but maybe not one to feel comfortable in. 🙂
    Does your friend Pit now live in Texas, or am I confusing him with someone else? Sorry, if so!
    I will go and visit Joe 🙂 A healthy, happy New Year to you, Ernst!

    • ernstblumenstein schreibt:

      Oh herzlichen Dank Jo für deine Zeilen. Jerusalem ist eine grossartige Stadt, in der viele Kulturen zur Aura beigetragen haben. Faszinierend war das Viertel Me’a Sche’arim, weil es damals als sehr krasser Gegensatz zur offenen unkomplizierten israelischen Gesellschaft stand.
      Ich hoffe sehr, dass der kriegsähnliche Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern bald ein Ende findet. Die Stadt Jerusalem hat es nicht verdient, unter diesem „Krieg“ zu leiden.
      Auch Dir Jo wünsche ich ein frohes, gesundes und glückliches Neujahr. 🙂 Ernst

  9. buchstabenwiese schreibt:

    Sehr interessant. Aber da fühlt man sich dann ja nicht wirklich willkommen.
    Ein frohes neues Jahr wünsche ich dir, lieber Ernst.
    Liebe Grüße,
    Martina

    • ernstblumenstein schreibt:

      Ja wir besuchten Me’a Sche’arim ja nicht wegen der Willkommenskultur liebe Martina, sondern weil wir dieses für uns fremdartige Leben im Viertel selber erleben wollten. Ich möchte die Eindrücke und Erlebnisse, die uns dieser Besuch gab, nicht missen.
      Auch dir liebe Martina wünsche ich ein frohes, gesundes neues Jahr.
      Einen lieben Gruss Ernst

  10. einfachtilda schreibt:

    Da hätte ich wohl einen Anflug von Angst bekommen.

    Alles Gute für das neue Jahr lieber Ernst und liebe Grüße von Mathilda 🙂

  11. wederwill schreibt:

    Danke für diesen schönen Beitrag zum Jahresstart. Auch dir Gottes reichen Segen für das ganze Jahr und ich freue mich auf viele weitere Beiträge im kommenden Jahr, auf den Gedankenaustausch und Einblicke, Neues und Altbewährtes.
    Herzlichst,
    Marlis

    • ernstblumenstein schreibt:

      Vielen Dank für deine Zeilen, liebe Marlis. Auch ich freue mich auf deine kommenden neuen Beiträge und auf den Gedankenaustausch oder ein „stilles Hallo Marlis-war hier“ bei dir! Ich finde es jedesmal schön, bei dir herein zu schauen, freu … 🙂
      Einen ganz lieben Gruss zu dir in den Norden Ernst

  12. Traudi schreibt:

    Jerusalem ist sicherlich eine interessante und vielseitige Stadt. Aber ich glaube, dass ich mich dort nicht wohl fühlen würde.
    Dir, lieber Ernst, wünsche ich ein frohes, vor allem gesundes neues Jahr.

    Viele Grüße
    Traudi

    • ernstblumenstein schreibt:

      Tja, man müsste wegen dem schlimmen Konflikt gewisse Stadtteile halt meiden; aber die Statt als soche bietet schon aussergewöhnliche Stätten…
      Auch Dir liebe Grüsse zum Jahresanfang. Hab Dank für den Besuch. Ernst

  13. Simona schreibt:

    Buona Epifania Ernest HUGS!

  14. minibares schreibt:

    wir waren 2007 in Jerusalem. Bei meiner Freundin Vivi. sie und ihr Mann nahmen für uns je 2 Tage Urlaub. Über Shabbat weiß ich schon länger Bescheid. Wir haben uns per Mail ausgetauscht.

  15. ernstblumenstein schreibt:

    Gell eine geschichtsträchtige Stadt. Ich hatte mit Vivi eine kurze Zeit lang Mailkontakt, den Du mir vermittelt hast. Ich wünsche Dir eine gute Zeit Bärbel. Liebe Grüsse Ernst

  16. Simona schreibt:

    Buona Domenica 🙂

  17. Zeitreisender schreibt:

    Interessanter und zugleich bedrückender Reisebericht, lieber Ernst! Ich hätte mich dort wohl nicht so wohl gefühlt.
    Dein neues Foto ist übrigens sehr schön, du kommst sehr sympatisch rüber!
    Ich wünsche dir einen guten Start ins neue Jahr, vor allem weiterhin Gesundheit und ich freue mich insbesondere auf weitere interessante Reiseberichte mit deinen schönen Retro-Fotos!
    Liebe Grüße
    Volker

    • ernstblumenstein schreibt:

      Vielen Dank Volker für deine Ausführungen. Mir wäre es aus heutiger Sicht sicher auch nicht so genehm gewesen. Doch wir waren damals mit 22 Lenzen jung und da war es kein Problem. Eigentlich wollte ich nur meinen Eindruck damals wiedergeben, was für eine fremde Welt dieses Viertel bei unserem Besuch war.
      Das scheint gelungen zu sein. Auch Dir einen lieben Gruss. Ernst

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