Istanbul – Erzurum
Auf dem Weg nach Erzurum trampten Kumpel Jean und ich von Istanbul nach Ankara. Dort lernten wir die Studentin Nur kennen, die uns ihre Uni und die Stadt zeigte. Sie erzählte uns über ihren Alltag und wäre am liebsten gleich mit uns gezogen. Am Abend legten wir uns im warmen Wartsaal des Bahnhof auf einer Bank schlafen.
Anderntags schneite es, als wir an der Strasse standen und stoppten. Aber es war unmöglich, bei dieser Kälte die lange Strecke per Anhalter zurückzulegen. Es gab nur eine Alternative; die Eisenbahn!
Am Schalter erklärte uns der Mann, dass die Fahrt gegen 30 Stunden dauere, da der von einer Dampflok gezogene Zug an allen Stationen halte. Wir kauften uns Billette 3. Klasse für umgerechnet etwa zehn Franken pro Person!
In unserem Drittklasse-Waggon herrschte Chaos, als wir uns im Abteil einrichteten. Im Gang ein ständiges kommen und gehen, Koffer, Kisten wurden herum geschleppt, Schachteln, Bündel und Vogelkäfige mit Singvögeln umher getragen. Ja, sogar Körbe mit Hühnern oder Tauben waren dabei.
Fliegende Händler öffneten im Minutentakt die Türe, um Snacks, Fladenbrote, Süßigkeiten, Wasser, Fleisch, Zigaretten, Schmuck, Seifen oder Stoffe zu verkaufen. Schwarzhändler boten uns US $ oder iranische Rial an. Später gelang es uns, das Abteil von innen mit einer Schnur zu verschließen, damit wir mehr Ruhe hatten. Draussen zogen weißgetünchte Landschaften vorbei.
Wenn wir lüften wollten, warteten wir, bis der Zug eine Linkskurve fuhr, damit keine Russwolken das Abteil verpesteten. Nach Mitternacht kamen wir in Erzurum an. Da der Wartsaal proppenvoll von einfachen Leuten war, kehrten wir in den Waggon zurück, um etwas zu schlafen. Frierend verliessen wir am Morgen den Zug und stapften durch hohen Schnee in eine Teebude. Heißer Chai und frisches Fladenbrot weckten unsere Lebensgeister wieder auf.
* Tagebuch vom Februar 1965.
Ich wünsche euch eine gute Zeit. Ernst
Diese Zeit lädt so richtig ein für „Reisen“ in der/die Vergangenheit. Ein bisschen was Schönes also in allem…
Gruß von Sonja
Vielen Dank Sonja für deine Zeilen. Ja so ist es fürwahr! Um auf diesem Trail reisen zu können ist ohne Erinnerung nicht möglich…
Ein lieber Gruss zurück.
Hallo Ernst, lese mit Interesse deine aufgearbeiteten Reisegeschichten, ein anderes Reisen damals, ja, die Erinnerungen daran versetzt uns zurück in diese Zeit, und heute,etwas älter froh darüber, diese Länder kennengelernt zu haben, Menschen, Landschaften, Ereignisse abrufen können, und die Situation heute besser verstehen, die Welt dreht sich weiter. Lese gerne mehr davon.
Danke liebe Afrikafrau für deinen Kommentar. Ja, dieser Schatz an Erinnerungen ist unbezahlbar. Du kennst ja die Ferne mit deinem Leben und Reisen in Afrika ebenso gut oder noch besser als ich. Begegnungen mit anderen Menschen, Landschaften und Kulturen bleiben.
Deine Reiseerinnwrungen sind so toll geschrieben und sehr interessant zu lesen, lieber Ernst.
Solche Erinnerungen kann uns niemand mehr nehmen und danke, dass du sie mit uns teilst.
Liebe Grüße von Hanne
Oh, danke liebe Hanne für die Blumen. Liebe Grüsse von Ernst
Wie aus dem vorletzten Jahrhundert
Fühlt sich die Geschichte so schlimm an? Danke für den Besuch…
Nein überhaupt nicht. Höchst interessant!
Alles klar, danke
Reisen mit allen Beschwernissen, die damals bestanden, aber die große Gnade: frei reisen zu dürfen! Heute ein kostbares Gut, zwar wäre alles bequemer, aber was nützt es in einer Pandemie.
Auch ich würde gern mehr aus Deinen Tagebüchern lesen wollen , zumal ich solche Reise nie gemacht habe, da fehlte mir der Mut -:)) Dir einen sommerlichen Gruß aus 20° bisher herrlichem Sonnenschein, jetzt ziehen aber Wolken auf.
Karin
Vielen herzlichen Dank für deine Worte Karin. Ja, die Pandemie engt ein. Mein Hippie Trail von damals wäre in seiner Art eh nicht mehr zu machen. Ich werde versuchen, aus kargen Notizen über weitere Erlebnisse berichten.
Auch bei uns war es gestern schön und warm. Deine Wolken sind nun aber bei mir angekommen und leeren aus, lächeln. Ich sende dir nasse Grüsse aufs Dach. Ernst
Deine Reisen machen jedes Mal einen doch recht abenteuerlichen Eindruck, lieber Ernst. Immer wieder interessant, was Du in Deiner Jugend alles so erlebt hast. Stehst Du da mit Deinem Kumpel vorn auf der Lock?
Einen lieben Gruß schickt Dir die Silberdistel aus dem angenehm warmen Norden
Ja liebe Silberdistel, ich bin der grössere. Allerdings habe ich die Dampflok an der iranisch-pakistanischen Grenze fotografiert und schon einmal in einem Reisebericht aus jener Gegend gebraucht.
Ich wünsche dir eine gute Zeit und bleib munter. Einen lieben Gruss aus dem Süden schickt Dir Ernst.
lieber ernst, wie interessant! ich freue mich, dass du darunter geschrieben hast, wie lange das schon her ist. das fragte ich mich nämlich, aus welcher zeit hier erzählt wird. das ist schon richtig lange her. schön, dass du das hier mit uns teilst. danke schön. wie lange seid ihr insgesamt gereist? und, hast du noch mehr dieser geschichten aufgeschrieben? würde mich jedenfalls sehr interessieren. einen schönen abend auch dir. liebe grüße!
Liebe wolkenbeobachterin, vielen Dank für dein Interesse. Ich war insgesamt 15 Monate im Nahen Osten und auf dem Hippie Trail bis Nepal und zurück unterwegs. Im Nahen Osten habe ich dreimal für kürzere Zeit gearbeitet. Ich versuche, trotz kargen Notizen über weitere Erlebnisse zu schreiben. Ich wünsch dir ein schönes Wochenende und sende liebe Grüße. Ernst
lieber ernst, ich freue mich auf deine weiteren geschichten. 15 monate, das ist ja schon eine weile. wie ist diese idee entstanden? war es beruflicher natur? ich wünsche dir auch ein schönes wochenende, liebe grüße m.
Anfangs der 60er Jahre berichteten die Medien von einer enormen Aufbruchstimmung in den Kibbuzim Israels. Ein Schulfreund und ich reisten für 2-3 Monate nach Israel, arbeiteten in zwei verschiedenen Kibbuzim und bereisten das Land. Aus 3 Monaten wurde 8 Monate und auf der Heimreise änderten wir in Istanbul unsere Absicht und wollten noch mehr von der Welt sehen. So wurden schliesslich 15 Mte. daraus. Ich wünsche dir eine schöne Zeit. Liebe Grüsse Ernst
The ‚good old days‘, Ernst 🙂 🙂 Love steam trains but 30 hours is a long time.
Yes of course, but I was young enough to survive the 30 hours, smile. 🙂 😉
Have a good time Jo.
😍😍
Was für eine wundervolle und unvergessliche Erinnerung von 1965. Ihre Beschreibung Ihrer Zugfahrt war brillant. Ich freue mich auf weitere Reiseerinnerungen.
Vielen herzlichen Dank für ihren Kommentar, der mich sehr erfreut.
I had to smile when reading your diary, dear Ernst… and I imagined every little detail in my mind!
Certainly in 1965 traveling on an adventure like you did, it had to be something exceptional!
And it’s so nice, right now, in this „closed“ situation world-wide, to be able to remember and relive those journeys you took as a young man.
Thanks for sharing, a big hug… I’m waiting for the sequel!
🙂 Claudine
Es freut mich, dass Dir mein Reisebericht mit den ‚Vögeln und Hühnern‘ gefallen hat, liebe Claudine. Ja, man kann meinen damaligen Trip mit nichts vergleichen. Ich las deinen positiven Kommentar sehr gerne, spornt er doch an, weitere Berichte zu machen. Ich werde mir also Mühe geben, weitere Berichte zu schreiben.
Eine grosse Umarmung … und herzlichen Dank liebe Claudine.
Ernst
Ti auguro una serenissima giornata! Abbraccio e bacio :-)c
❤
Wie schön, lieber Ernst, in deinen Erinnerungen mitschwelgen zu können!
Ich mag sowas.
Auch heute noch schreibe ich gerne handschriftliche Reisetagebücher, versehen mit Skizzen und eingeklebten Eintrittskarten etc. Manche dieser Seiten zeige ich in meinem Blog, weil ich denke, dass manch einer gerne auch Spaß an dieser Art Reisebericht hat.
Liebe Grüße aus dem herbstlichen Nieselregen…
von Rosie
Ich bewundere jedes mal deine kunstvollen mit tollen Zeichnungen und Texte versehenen Reiseberichte und wäre froh, wenn ich es nur ein wenig könnte. Ich habe leider nie gezeichnet.
Ich wünsche dir eine angenehme Woche und sende liebe Grüsse aus dem Aargau zu dir. Ernst
Wieder mal ein interessanter Reisebericht, lieber Ernst.
LG Traudi
Ich wünsche dir eine schöne Woche Kerstin und danke für den Besuch.
You have led such a full and interesting life. I admire you and am pleased to know you here in our virtual world. Stay well my friend.
Oh, thank you for the flowers, which I’ll give you back in a moment because I don’t want to miss you and your blog. They delight me again and again with their fantastic animal pictures and enrich my knowledge. In that way, thank you. Stay safe and sound my friend.
Lieber Ernst. Das sind wieder Erinnerungen wie aus einem Film. Unvorstellbar heut. So was habe ich mal in Reportagen gesehen und muss immer lachen. Ganzer Hausrat inklusive Tieren wird da mitgeschleppt.
Liebe Grüße ins Wochenende von Kerstin.
Ja liebe Kerstin, es ist unglaublich. Ich wünsche dir eine gute Woche und noch möglichst viel buntes Laub vor dem Fall. Liebe Grüse Ernst
Hallo, bin nun wieder etwas aktiver.
Hoffe, es geht dir gut?
Hier wird es hoffentlich auch besser.
Also, dann bis dann.
Klaus von der Müritz
Übrigens ein super schöner Eintrag.
Hallo Klaus, ich hoffe, dass es dir gut geht. Hast du eine Blogpause gemacht. Werde dich mal besuchen. Ein lieber Gruss. Ernst
Lieber Ernst, hab einen schönen Tag, Klaus
🙂
My friend, I think you were very brave to undertake that journey at thqat time of year, but in 1965 we were all younger and who knows what made ideas we pursued then without thought to health or safety. A very enjoyable post, thank you.
Well, that’s it, but the hitchhiking trip to Nepal itself was not dangerous, only the weather in Turkey did not play along. I came to Istanbul by ship from warm Israel and was no longer used to the cold. This winter cold was already over by Tehran.
Of course, despite my youth (23), I have already taken care of myself, smile. Thank you my friend and all the best and health in the new year. Ernst