Jugenderinnerungen


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Foto: marika  /  pixelio.de


Der Feldmauser

In den fünfziger Jahren des letzten Jahrhunderts zahlte meine Wohngemeinde Nussbaumen den Mäusefängern für eine Feldmaus (Springer) 20 oder 30 Rappen, für die größere Wühlmaus (Nüeler) 40 Rappen und die Schermaus 50 Rappen. Kein Wunder also, dass wir Buben in der Ferien- oder Freizeit den Nagern nachstellten und mit Fallen einfingen. Ein Bauer auf dem Tromsberg nahm die toten Mäuse entgegen, führte für die Gemeinde Buch und entsorgte die Kadaver im Güllen Loch.

In den Sommer- und Herbstferien war ich oft in der Früh mit circa 30 Fallen unterwegs. Taufrisch lagen die grünen Wiesen und braunen Äcker des Siggenthaler Feldes vor mir. Feldwege unterteilten die Weite in rechteckige Fluren, die in der Ferne im Morgendunst verschwanden. Ein Bauer schnitt in der Nähe Gras. Weiter hinten stritten sich Lachmöwen und Krähen auf einem frisch gepflügten Acker um kleine Beuten. Eine wohltuende Stille lag über dem Land, die manchmal nur vom Gesang der Feldlerchen, die sich im Singflug in die Höhe schraubten, unterbrochen wurde.

Ich prüfte die Wiesen vor mir auf ihre Farben- und Grasstrukturen und erkannte dann auf Grund meiner Erfahrung oft, wo sich größere Ansiedlungen befanden. Dort suchte ich in den oberirdischen Ein- und Laufgängen des komplexen Baus nach Kot, frischen Fraß Stellen oder feiner Erde. Fand ich etwas, wusste ich, dass der Bau von vielen Nagern bewohnt ist und es sich lohnt, hier Fallen zu stellen. Dafür brauchte ich einige Stunden und hörte, bevor ich fertig war, an etlichen Orten Fallen wieder zuschnappen. Das hieß dann nachschauen, die tote Maus herausnehmen und die Falle neu schärfen. Die Zeit verging dabei im Nu und ich konnte an guten Tagen bis gegen 40 Springer fangen und in meiner braunen Ledertasche mitnehmen.

Manchmal war ich nur kurz beim Mausen und steckte dann halt einen Fang in den Hosensack. Vergaß ich einmal den Sack zu leeren, war meine Mutter die große Leidtragende. Sie weichte jeweils am Vorabend ihres Waschtages die Wäsche im Trog mit einem Waschmittel ein. Einmal fand sie am Waschtagmorgen eine tote Maus, die an der Wasseroberfläche des Troges schwamm. Zum Glück war meine pragmatische Mutter nie nachtragend.

Einmal fing ich in einem Jahr die meisten Nager und wurde Mauserkönig von Nussbaumen und Kirchdorf. Mit dem Geld kaufte ich mir u.a. ein Velo und lud die Kollegen zum Patisserie-Essen vor der Dorfbäckerei ein.

Text: Ernst Blumenstein

Ernst 28.4.24


PS: Ich bin für einige Zeit abwesend, besitze bewusst kein Smartphone und kann auf allfällige Anmerkungen nicht antworten. 

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Pétanque, ein Spiel, dem ich schon viele Jahre fröne.


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Die Würfe sind top, von Lust getrieben
sie laufen, kullern, bleiben dann liegen
zu kurz ist viel besser, zu lang meist fatal
das Spiel macht Spaß, drum ist es egal.

Wir legen die Kugel möglichst genau
gelinde gesagt perfid vor die Sau1
so hat der Gegner keine andere Wahl
sie muss weg mit einem Hochportal2.

Er trifft unsere Kugel leider genau
der Vorteil ist weg, kaputt der Aufbau
drum legen wir eine Neue in den Splitt
und nehmen die Sau ein Stück weit mit

Wir sind bestandene Männer und Frauen
spielverrückt halt und mit Gottvertrauen
die heiter im Spiel ihre Zeit verprassen
und dabei den Alltag hinter sich lassen.

Text: Ernst Blumenstein. Foto: Erika Bauer.

 
1 Sau = Schweinchen oder Zielkugel.
2 Hochportal oder Hochportée = hoher Bogenschuss.

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Ich wünsche euch besinnliche und heitere Ostertage. Ernst


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Ostern

Vom Münster Trauerglocken klingen,
Vom Tal ein Jauchzen schallt herauf.
Zu Ruh sie dort dem Toten singen,
Die Lerchen jubeln: wache auf.

Mit Erde sie ihn still bedecken,
das Grün aus allen Gräbern bricht,
Die Ströme hell durchs Land sich strecken,
Der Wald ernst wie in Träumen spricht,

Und bei den Klängen, Jauchzen, Trauern,
So weit ins Land man schauen mag,
Es ist ein tiefes Frühlingsschauern
Als wie ein Auferstehungstag.

Joseph von Eichendorff (1788-1857)
deutscher Dichter, Novellist und Dramatiker.

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Mein Gartendoktor …



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Bauerngarten Zier
althergebrachtes Heilkraut

Ewigkeit Symbol

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Text und Fotos: Ernst Blumenstein


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Erinnerung an den letzten Sommer…




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Schafgarbenteppich

Wegrand Bittertonikum

humaner Balsam


Text und Bild: Ernst Blumenstein

 

 

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Zum heutigen Tag der Blumen…


Freitag, 19. Juni 2020 P1080092 -

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Bald sind die kalten, klaren Winternächte vorbei…


Foto Felix MIttermeier. Pixabay
Foto: Felix Mittermaier, Pixabay.

Utopia

Ich mag wolkenlose Winternächte,
die ein feierliches Himmelsgewölbe blosslegen,
das die Unendlichkeit des Universums andeutet.

Dann flattern meine Gedanken von Licht zu Licht,
verlieren sich im Raum und gaukeln mir vor,
mein Dasein werde so viele Tage währen
wie Sterne am Himmelszelt funkeln.

Text: Ernst Blumenstein. Foto: Felix Mittermaier, Pixabay.

 

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Abschied vom Januar…


Gisella Rova Scandola.jpg1

Männliche Haselwürstchen
entleeren Blütenstaub
Schneeglocken bimmeln
und öffnen Kelche
während Winterglätte schwindet
streiten sich am fast leeren Futterknödel
Kohl- und Blaumeisen um letzte Brocken

Zeit also dass der Eismonat geht

Text: Ernst Blumenstein.  /  Foto: Gisella Rova Scandola.


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Jännertage




Gesprächsrunden oben im Landwassertal,
Politik- und Wirtschaftsprominenz aus aller Welt
und andere geben sich am WEF die Klinke.

Begrüssungen, auch Umarmungen unter Prominenten
und solchen, die es werden wollen.

Eine historische Figur in Feldgrünbraun
macht VIPS unbedeutend. Er bietet Ultimaten an,
doch Luzifer, der Aggressor, fehlt*.

Der Glaube an neue, erfolgreiche Friedensgespräche
bleibt, damit dieser Krieg, der schon viel zu lange wütet –
der so weit weg ist – und doch so nah –
letztlich endet.

* ist nicht eingeladen.

Text: Ernst Blumenstein

 

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Verlassener Schafstall auf der Huswiesen in Tägerig.


Tanka. Verlassener Schafstall auf der Huswiese.


J
anus, gut gelaunt
lässt Flur und Holz erstarren
Tage hellen auf
Kahl der Wald, sein Tannengrün
lässt Wunsch nach Frühling wachsen


Text und Foto: Ernst Blumenstein

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